Es ist noch früh genug
Was schon wieder ein Artikel über Neujahrsvorsätze? Das haben Sie jetzt gerade gedacht, oder?
Ich rate jetzt mal, warum Sie das gedacht haben: Sie
- haben das Thema verdrängt, weil Sie Ihren eigenen Vorsatz bereits ad acta gelegt haben.
- sind froh, dass das Thema für dieses Jahr erledigt ist, weil Sie nie einen Vorsatz fassen und jetzt ist es auch schon zu spät.
- sind ohnehin konsequent dabei, Ihren Vorsatz durchzuziehen und Sie brauchen keine weiteren Ratschläge.
Wenn Sie zur dritten Gruppe gehören, dann sind die folgenden Tipps für Sie tatsächlich nicht relevant.
Gehören Sie zur zweiten Gruppe, könnte Sie der Artikel motivieren, vielleicht doch noch einen Vorsatz zu fassen. Also Vorsicht!
Noch einmal kurz über sich selbst ärgern und dann lieber loslegen
Haben Sie bei der ersten Antwort genickt, dann soll Sie der Artikel ermutigen, die restlichen 45 von 52 Wochen nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Vielleicht haben Sie sich auch gerade über sich selbst geärgert. Also gut: Sie dürfen sich jetzt noch 30 Sekunden richtig über sich selbst ärgern. Dann hören Sie bitte auf damit und verwenden Ihre Energie sinnvoller. 30 Sekunden – ab jetzt!
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Sie einen Vorsatz gefasst haben, der wirklich Ihren eigenen Bedürfnissen entspringt. Sie wissen genau, was Sie mit Ihrem Vorhaben erreichen wollen. Eventuell haben Sie Ihren Vorsatz sogar SMART formuliert. Trotzdem ist Ihnen irgendwas dazwischen gekommen.
4 Tipps damit ein Neustart gelingt
1) Überlassen Sie nur einer Person die Entscheidung: sich selbst
Vielleicht sind Sie krank gewesen und konnten das wöchentliche Trainingspensum nicht einhalten. Vielleicht waren Sie oft eingeladen und haben Ihr neues Ernährungskonzept nicht durchhalten können. Eventuell hatten Sie soviel in der Arbeit zu tun, dass Sie abends einfach nur völlig erschöpft vor dem Fernseher eingeschlafen sind, anstatt sich mit dem Sprachkurs zu beschäftigen. Das kommt vor. Das nennt man Leben.
Wenn Sie sich etwas vorgenommen haben, was Sie ein Leben lang begleiten soll, dann werden Sie immer mal wieder Einbrüche erleben. Phasen in denen Sie sich schwer motivieren können, werden Sie mit Zweifeln konfrontieren.
Überlegen Sie sich in diesen Situationen, wem Sie die Entscheidung überlassen möchten. Den äußeren Umständen, oder sich selbst? Machen Sie sich zu Ihrem inneren Chef und vereinbaren Sie gleich einen Termin mit sich für einen Neustart.
2) Entscheiden Sie jetzt
So ein erster Einbruch ist ja bequem. Er
- entbindet uns von unserer Vereinbarung mit uns selbst
- bestätigt uns in unserem negativen Selbstbild
- erlaubt uns, uns wieder in gewohnten Gefilden zu bewegen
Nicht selten beschließen wir halbherzig, einen neuen Versuch zu starten. Wenn dieses Projekt in der Arbeit beendet ist. Nach dem Urlaub. Wenn das Wetter besser wird. Wenn. Nach.
Aber Sie wissen nicht, was nach dem Projekt ist; was nach dem Urlaub ist. Sie wissen aber vermutlich recht genau, wie die aktuelle und die nächste Woche aussieht. Überlegen Sie sich den kleinsten Schritt, der Sie Ihrem Vorhaben näherbringt und setzen Sie ihn sobald wie möglich um. Vielleicht sogar schon heute. Damit haben Sie dem Aufgeben ein Schnippchen geschlagen und wieder die neue Richtung vorgegeben.
3) Jede Woche hat einen 1. Januar
Eine prägnante Zäsur hilft bei großen Vorhaben. Sie gibt uns Zeit, uns innerlich darauf einzustellen und sie beschert uns eine Schonfrist.
Aber sie bietet auch haufenweise Gelegenheit uns in Zweifeln zu verlieren und zu revidieren. Deshalb sind Zäsuren nur dann sinnvoll, wenn sie in der nahen Zukunft liegen.
Damit Sie für weitere Rückschläge gewappnet sind, suchen Sie sich einen Tag in der Woche aus, der Ihr persönlicher 1. Januar ist.
An diesem Tag
- sollten Sie außer Ihrer Arbeit keine weiteren Fixtermine haben
- sollten Sie noch nicht zu müde von der Arbeitswoche sein
Markieren Sie sich jetzt für den Rest des Jahres diesen Tag in den Kalender als Ihren persönlichen 1. Januar. Wenn Sie nun nochmal einen Einbruch haben, brauchen Sie gar nicht überlegen, wann Sie Ihr Vorhaben wieder aufnehmen. Und: jede Woche, in der Sie diesen Tag nicht als 1. Januar verwenden müssen, ist ein Erfolgserlebnis. Klopfen Sie sich dann ruhig ordentlich auf die Schultern.
Ein guter Trick ist übrigens auch, in wöchentlichen Einheiten zu denken. Anders ausgedrückt: Sie nehmen sich vor, nur in der aktuellen Woche Ihr Trainingsprogramm durchzuziehen. Das aber jede Woche aufs Neue.
4) Nehmen Sie Ihren inneren Chef ernst
Ich habe vorhin schon den inneren Chef erwähnt. Wenn Sie selbständig sind, dann kennen Sie das gut. Sie Sind nicht nur Ihr eigener Chef, sondern auch gleichzeitig Ihr eigener Mitarbeiter. Sie brauchen beide, um Ihre Sache voranzutreiben.
Die Zusammenarbeit von innerem Chef und Mitarbeiter muss funktionieren. Manchmal muss der Chef etwas mehr auf den Plan treten, damit wir motiviert sind und auch in schwierigen Situationen am Ball bleiben.
Es ist für unser Selbstbewusstsein immens schädlich, wenn wir unseren inneren Chef immer wieder vertrösten, hinhalten oder sogar belügen. Dann verlieren wir die Glaubwürdigkeit vor uns selbst. Wenn wir das regelmäßig betreiben, fangen wir an unser negatives Selbstbild wieder und wieder zu bestätigen, bis wir uns im schlimmsten Fall überhaupt nichts mehr zutrauen. Also bitten Sie in schwierigen Phasen Ihren inneren Chef um Unterstützung.
So, jetzt lasse ich es wirklich gut sein mit den Neujahresvorsätzen. Sie haben auf diesen Seiten nun ausreichend Tipps zum Dranbleiben und Neustarten.
Über den Autor Göran Askeljung
Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING
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