Stehen Sie kurz vor einem Burnout?

Aus einer prominenten Patientenakte:

Derselbe leidet an den Erscheinungen einer schweren Herzneurose: Anfälle von Herzklopfen mit jagendem Puls, Palpitationen beim Einschlafen, Verdauungsstörungen verbunden mit den entsprechenden psychischen Erscheinungen: Depressionszuständen und mit hochgradiger körperlicher und psychischer Ermüdbarkeit.” (Quelle: Berliner-Zeitung ©2017)

Ganz klar – das sind einige der typischen Symptome eines Burnouts. Nur: diese Diagnose wurde um 1900 gestellt und der Patient hieß Robert Musil. Zur damaligen Zeit subsummierte man diese Symptome unter dem Krankheitsbild Neurasthenie. Warum ich diese Episode ausgegraben habe? Um zu zeigen, dass Burnout beileibe keine Modekrankheit ist. Burnout verhindern

Die Ursachen liegen nicht immer in der Arbeit

Ein Burnout kann jeden treffen. Auch Menschen, die ihre Arbeit grundsätzlich gerne machen. Wenn Sie die Symptome kennen, können Sie rechtzeitig die Weiche stellen.

Öfter als eine unbefriedigende Arbeitssituation, führt mangelnde Fürsorge für die eigene Person ins Burnout. Das mag nicht gerade das sein, was man hören möchte. Da kämpft man schon mit der übermächtigen Erschöpfung und dann soll man noch selbst Teil des Problems sein? Das scheint auf den ersten Blick tatsächlich unfair. Aber wenn Sie schaffen, den Blick auf Ihre Situation zu verändern, kommen Sie aus der Ohnmacht und werden wieder handlungsfähig. Burnout verhindern

Bei den folgenden Anzeichen sollten Sie hellhörig werden

  1. Arbeit und Privatleben vermischen sich
    Sie bekommen Ihre Arbeit nicht aus dem Kopf und die Gedanken daran halten Sie vom Schlafen ab.
  2. Permanente Müdigkeit
    Selbst nach vielen Stunden Schlaf, fühlen Sie sich nicht erholt. Sie wachen gerädert auf. Sie kämpfen sich mithilfe von Kaffee und Energy Drinks durch den Tag.
  3. Motivationsverlust
    Um Ihre Arbeit zu erledigen, müssen Sie erst große innere Widerstände überwinden. Eventuell wird die positive Motivation, Ihren Job gut zu machen durch eine negative Motivation ersetzt: die Angst zu versagen.
  4. Negative Einstellung
    Sie finden sich dauernd mit negativen Gedanken konfrontiert. Sie können nicht aufhören, andere zu bewerten. Ihre Bemerkungen sind von ständigem Zynismus geprägt.
  5. Schlechtere Gedächtnisleistung
    Sie vergessen permanent wichtige Dinge oder machen Flüchtigkeitsfehler. Sie fühlen sich nicht imstande, Entscheidungen zu treffen.
  6. Schwierigkeiten in persönlichen Beziehungen
    Der überproportionale Stresspegel verändert Ihren Umgang mit anderen. Das kann sich auf zweierlei Arten äußern: manche werden dünnhäutig und geraten dadurch schneller in Konflikt mit anderen. Ihre Toleranzschwelle sinkt deutlich. Andere wiederum ziehen sich völlig zurück. Eventuell schaffen Sie es, mit Kollegen und Vorgesetzten einen weiterhin normalen Umgang zu pflegen. Diese Kraft können Sie zuhause nicht mehr aufbringen und so leidet Ihre Beziehung zu Ihrem Partner, Ihren Kindern und Freunden.
  7. Abfallende Leistung
    Wenn Sie einen Abfall in Ihrer Leistung bemerken, ist das für andere vielleicht noch gar nicht ersichtlich. Vor allem Perfektionisten sind gefährdet im Burnout zu landen. Beobachten Sie sich deshalb genau, denn bis andere Sie darauf aufmerksam machen, sind Sie vielleicht schon mitten drin, in der vollständigen Erschöpfung.
  8. Gesundheitliche Probleme
    Die gesundheitlichen Probleme, die ein Burnout anzeigen, sind vielschichtig. Zudem werden sie oft mit anderen Krankheiten in Verbindung gebracht. Seien Sie deshalb besonders aufmerksam, wenn Sie bemerken, dass Sie unspezifische, für Sie untypische Symptome über einen längeren Zeitraum haben: Gewichtszunahme oder -abnahme; Rückenbeschwerden; Kopfschmerzen; Migräne; Bluthochdruck; schlechtes Immunsystem.
  9. Manglendes Körpergefühl
    Unter permanentem Stress verlieren wir die Fähigkeit zu spüren, was gut für uns ist. Der dauernde Kampf gegen innere Widerstände, macht uns hart gegen uns selbst. Wissen Sie noch, was Sie wirklich brauchen? Spüren Sie noch Hunger, bzw. hören Sie auf zu essen, wenn Sie satt sind? Übergehen Sie häufig Zeichen der Müdigkeit? Können Sie noch erkennen, ob Sie Ruhe oder Aktivität brauchen? Oder fühlt sich ohnehin jeder Tag gleich an?

Burnout verhindern – Sie können selbst viel tun

Bei der Erkenntnis kann es aber nicht bleiben. Bereits zu Beginn habe ich ja betont, dass Sie sich der Verantwortung für sich selbst nicht entziehen können – außer natürlich Sie möchten in dem Zustand verharren.

Wenn Sie ein Burnout verhindern wollen, dann ist es an der Zeit, sich der eigenen Handlungsmacht bewusst zu werden. Jetzt brauchen Sie Strategien, mit denen Sie Ihrer Arbeit den richtigen, gesunden Platz in Ihrem Leben geben können.

Das können Sie dem Burnout entgegensetzen

  1. Trennung von Arbeit und Privatleben
    Idealerweise gehen Sie nach Hause und nehmen keine Arbeit mit – auch nicht im Kopf. In Zeiten hoher Arbeitsintensität mag das nicht möglich sein. Bemühen Sie sich dann, nur einen bestimmten Zeitraum für die Arbeit einzuplanen und diesen auch strikt einzuhalten.
  2. Körpersignale ernst nehmen
    Unser Körper tut wirklich alles, um uns zu warnen. Aber wir müssen schon zuhören. Immerwährende Kopfschmerzen auf das Wetter oder einen dauernd verspannten Nacken auf eine schlechte Schlafposition zu schieben, dient nur der Verdrängung. Hören Sie auf Ihren Körper, oder fangen Sie an es zu lernen.
  3. Freizeit planen
    Nehmen Sie sich selbst genauso ernst, wie Ihre Arbeitstermine. Wenn es Ihnen schwerfällt abzuschalten, verfahren Sie mit Ihrer Freizeit so, wie mit Ihren Projekten: Planen Sie. Das mag Ihnen am Anfang albern vorkommen, aber nutzen Sie dieses Strategie, bis Sie Ihr Erholungsbedürfnis von selbst wahrnehmen können.
  4. Einschlafhilfen
    Schlafmittel – dazu gehört auch Alkohol – sind nur von kurzfristigem Erfolg. Sie haben Nebenwirkungen, ihre Nachwirkungen reichen bis weit in den nächsten Tag und sie können abhängig machen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über alternative Methoden, um wieder zu einem guten Schlafrhythmus zu finden. Dazu gehören z.B. autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
  5. Organisieren Sie sich
    Nicht immer liegt es an der Arbeitsmenge, die zur Überforderung führt, sondern an der Organisation der Arbeit. Vielleicht haben Sie Kollegen, die nur selten in Zeitnot kommen und ihre Arbeit mit Leichtigkeit zu erledigen scheinen. Fragen Sie, wie sie das machen. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie um einen Rat gebeten werden. Erkundigen Sie sich, ob Sie ein Seminar zur Arbeitsorganisation besuchen können.
  6. Regelmäßige Pausen
    Erwiesenermaßen können wir bis zu 1,5 Stunden hochkonzentriert arbeiten. Pro Tag sind für die meisten von uns maximal acht Stunden konzentrierter Arbeit möglich. Gewöhnen Sie sich an, nach 1,5 Stunden eine kurze Pause zu machen. Am besten wäre es, wenn Sie dafür Ihren Arbeitsplatz verlassen. Es reicht schon aufzustehen und sich ans Fenster zu stellen.
  7. Vertrauen Sie Ihrer Umgebung
    Erzählen Sie Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, was in Ihnen vorgeht. Nur wenn Sie offen sind, können andere Sie verstehen. Lassen Sie andere Ihnen zeigen, dass es ein Leben abseits der Arbeit gibt und verbringen Sie bewußt Zeit mit anderen Menschen. Hören Sie zu, wie sie Privatleben und Arbeit in Einklang bringen. Aber machen Sie sich keinen Druck, sondern sehen Sie verschiedene Lebensmodelle als Ihre Chance, Alternativen kennenzulernen.

Jeder Burnout-Betroffene wird Ihnen eines sagen: „Ich hätte früher auf die Anzeichen achten sollen, dann hätte ich mein Burnout verhindern können“. Profitieren Sie von den Erfahrungen, die andere für Sie gemacht haben. Sie kennen jetzt die Anzeichen und haben es in der Hand, damit Sie nicht in ein paar Jahren dasselbe sagen. Burnout verhindern

Göran Askeljung

Über den Autor Göran Askeljung

Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING