Konzentration unter Zeitdruck – ein kurzfristiges Erfolgsteam
“Ich arbeite unter Druck einfach besser!” Kennen Sie diesen Satz? Von sich selbst, oder von anderen? Ich will ehrlich sein. Ich halte das für eine Ausrede. Was man wirklich meint, wenn man diesen Satz ausspricht oder auch denkt ist vielleicht eher “Ich fange unter Druck endlich an zu arbeiten.” Das Zeitdruck-Argument ist ein Postulat des Aufschiebens. Ich frage mich, warum man sich nicht lieber freiwillig dazu entschließt, sich zu konzentrieren, anstatt auf einen Auftraggeber von außen zu warten. Warum die Kontrolle über den Einsatz des Werkzeugs “Konzentration” abgeben, anstatt sie kompetent und eigenverantwortlich zu verwenden?
Aufgeschoben werden ja nur Dinge – da geben Sie mir sicher recht – zu denen man keine Lust hat. Das können eintönige Arbeiten sein; Arbeiten, die einen vermeintlich überfordern; Arbeiten, die einem außerplanmäßig in die Quere kommen. Alles andere machen wir mit Freude. Wir sehen nicht auf die Uhr und sind über lange Zeiträume hoch konzentriert. Wir sind intrinsisch motiviert. Konzentration steigern
“Das war bei mir schon immer so”
Warum also klappt es denn mit der Konzentration auf einmal, wenn uns die Zeit im Nacken sitzt? Weil unser Gehirn uns auf Automat schaltet. Wir wollen den Auslöser für unseren Zeitdruck loswerden. So schnell wie möglich. Also setzten wir alles daran, die Aufgabe zu erledigen, vor der wir uns so lange herumgedrückt haben. Natürlich geht das zu Lasten der Gründlichkeit. Das gilt selbst für Routineaufgaben. Hier gesellt sich noch unsere selbstsichere Einstellung dazu, keine Aufmerksamkeit zu benötigen, weil wir die Aufgabe ja schon x-mal erledigt haben. Das kann eine ganz schlechte Kombination sein. Wenn man die dazu auch noch jahrelang als funktionierend erlebt (gerne leistet ja die Schule einen Beitrag dazu), geht ohne Zeitdruck nahezu gar nichts mehr.
Ein weiteres Problem des Zeitdrucks: er lässt sich nicht dosieren. Wenn man den richtigen Punkt zum Einstieg verpasst, wächst er rasant und lähmt uns bis zur völligen Tatenlosigkeit. Was folgt sind Ausflüchte und Vertuschung.
Wir unterliegen also oft einem Mißverständnis, wenn wir glauben, dass Zeitdruck unsere Konzentration erhöht. Wenn Sie Zeitdruck zu Ihrem wichtigsten Werkzeug machen, dann werden Sie ständig das Gefühl haben, gerade nur das Nötigste zu erledigen. Konzentration steigern
Holen Sie sich Konzentration, wann immer Sie sie brauchen
Sie können auch den umgekehrten Weg einschlagen und sich bewußt dafür entscheiden, sich jetzt und hier auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren. Konzentration ist nichts, das man hat oder nicht – sie entsteht und ebbt hat. Man kann sie fördern oder stören. Wichtige Faktoren, die unsere Konzentration beeinflussen sind
- unsere Motivation
- unsere Offenheit gegenüber der Aufgabe
- der subjektiv empfundene Schwierigkeitsgrad
- äußere und innere Ablenkungen
Diese Faktoren können Sie zu Ihren Gunsten verändern. Immer vorausgesetzt Sie wollen es wirklich und sind bereit zu experimentieren.
- Motivation
Wir können uns zu viel mehr motivieren, als wir glauben. Selbst langweilig anmutende Routineaufgaben können Sie geschickt einsetzen. Z.B. mit Musik im Hintergrund (ich z.B. mag es Hörbücher nebenher zu hören); verabreden Sie sich mit einem Kollegen und arbeiten Sie Routineaufgaben gemeinsam ab; erledigen Sie Routineaufgaben in kleinen Zeiteinheiten. - Offenheit
Je offener wir einer Aufgabe gegenüber sind, desto höher ist unsere Motivation, sie gut zu erledigen. “Ich will nicht” ist so schnell gedacht und binnen einer Sekunde haben wir alles dafür getan, damit unser Widerstand uns dazwischen funken kann. Überlegen Sie, warum Sie nicht wollen und versuchen Sie einen Aspekt zu finden, der dafür spricht, dass gerade Sie diese Aufgabe erledigen sollten. - Schwierigkeit
Erscheint uns eine Aufgabe zu fordernd oder zu langweilig, stehen wir ihr nicht mehr offen gegenüber. Langweilige Routineaufgaben können uns aber die nötigen Verschnaufpausen schaffen. Es geht also nur darum, sie geschickt im Tagesablauf einzuplanen. Schwierige Aufgaben helfen uns dabei zu wachsen. Nur wer so bleiben möchte wie er ist, der kommt gänzlich ohne Herausforderungen aus. Nur: manche Herausforderungen fragen nicht, ob sie gemeistert werden wollen. Besser also, man ist jederzeit innerlich bereit, die Möglichkeit zum Wachsen anzunehmen. Außerdem: ist es nicht auch eine Auszeichnung, mit einer diffizilen Aufgabe betraut zu werden? - Äußere und innere Ablenkung
Die Ablenkungen sind eigentlich am leichtesten in den Griff zu kriegen. Hierfür braucht man nur etwas Konsequenz und ein paar Ideen für einen produktiv gestalteten Arbeitstag. Beliebte äußere Ablenkungen sind WhatsApp, aufpoppendes E-Mails, Anrufe, Kollegen. Man braucht wirklich nicht viel, um diese Ablenkungen für einen gewissen Zeitraum zu vermeiden. Kaum etwas ist so dringend, dass es nicht eine Stunde warten könnte. Probieren Sie es einfach ein paar Mal aus. Sie werden sehen, Ihre Panik ist unbegründet.
Vergessen Sie Multitasking. Bleiben Sie wirklich bei einer Sache. Alles, was Ihnen in die Quere kommt, notieren Sie einfach kurz. - Pausen
Wirkliche, tiefe Konzentration gelingt nur über einen Zeitraum von maximal einer Stunde. Ausnahme: wenn wir intrinsisch motiviert sind. Machen Sie also Pausen. Es gibt keinen Grund frustriert zu sein, wenn Ihnen nach einer Stunde die Luft aufgeht, oder auch nach 30 Minuten. Konzentration steigern
Über den Autor Göran Askeljung
Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING
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