Lohnt sich die Lektüre? So wissen Sie, was Sie erwartet
Wenn Sie zu den Viellesern gehören, dann wird Ihnen Folgendes Erlebnis nicht fremd sein: Sie blättern in einer Tageszeitung oder Fachzeitschrift, Ihre Aufmerksamkeit bleibt an einer Überschrift hängen. Der erste Absatz klingt nicht uninteressant und Sie beginnen zu lesen. Am Ende des Artikels sind Sie enttäuscht. Sie hatten ganz andere Erwartungen und weil die nicht erfüllt wurden, können Sie im Nachhinein rein gar nichts mit dem Gelesenen anfangen. Gut, das ist jetzt kein Drama. Sie haben etwas Zeit investiert. Vielleicht merken Sie sich den Namen des Autors oder der Autorin und nehmen sich vor, nie mehr etwas von ihm oder ihr zu lesen.Leseerwartung
Wenn es Ihnen öfter so geht, dann ist es allerdings schon ärgerlich. Das kann an zwei Dingen liegen
- Sie nehmen sich nicht genug Zeit für die Entscheidung
- Sie kennen Ihre Leseerwartung nicht
Nie mehr leere Lese-Kilometer
Bevor Sie sich also einem Text zuwenden, sollten Sie sich bewusst entscheiden, ob und in welcher Weise Sie ihn lesen wollen. Dabei können Ihnen Schnell-Lesetechniken einen großen Dienst erweisen: Rasches Überfliegen und Scannen sind bestens geeignet, um sich einen ersten und zugleich gründlichen Überblick zu verschaffen.
Soll ich oder soll ich nicht? So treffen Sie die richtige Auswahl
Bleiben wir gleich mal bei der Entscheidung für oder gegen einen Artikel. Natürlich ist eine gute Überschrift so formuliert, dass sie Sie neugierig macht. Leider sind manche Überschriften so fantastisch, dass man bis zum Schluss darauf wartet, endlich etwas Wissenswertes zu erfahren. Bis zum Schluß haben wir die Überschrift im Kopf und bleiben geduldig, in der Annahme, dass das Beste vielleicht zum Schluss kommt.
Ich verrate kein Geheimnis, dass ein guter Artikel so nicht aufgebaut ist. Deshalb dürfen Sie getrost auch auf halber Strecke abbrechen, wenn Sie merken, Sie können für sich gar nichts rausholen.
Was könnten Ihnen also – außer der Überschrift – noch als Entscheidungshilfe dienen? Längere Artikel haben oft am Beginn eine Zusammenfassung. Es lohnt sich, die zunächst mal zu überfliegen. Und dann: lesen Sie die jeweils ersten Sätze der Absätze und lesen Sie dann den letzten Absatz vollständig. So haben Sie einen guten Überblick, wohin der Autor mit seinem Text will – und ob Sie da mitwollen.
Sitzen Sie vor einem längeren Fachartikel, markieren Sie Schlüsselwörter, die Ihnen auffallen. Später können Sie anhand der Anzahl der markierten Stellen gut erkennen, ob der Text für Sie relevant ist, oder nicht.
Wenn Sie merken, dass Ihr Interesse schon verflogen ist, Sie aber trotzdem das Gefühl habe, Sie sollten den Text lesen, dann können Sie Ihre Erwartungen überprüfen.
Warum will ich lesen?
Je spezifischer Ihre Erwartungen an einen Text sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie enttäuscht werden. Wenn Sie sich während des Lesens beständig fragen “Wann wird meine Frage XY denn endlich beantwortet?” schränken Sie Ihren Fokus derartig ein, dass nichts anderes zu Ihnen vordringen kann. Sie verpassen alles, was nicht der Beantwortung Ihrer ganz speziellen Frage dient.
Diese Einstellung kann sehr nützlich sein. Wenn Sie nämlich wirklich nur diese eine Frage gelöst haben wollen oder müssen, ist es sinnvoll, sich auch nur darauf zu konzentrieren.
Fragen Sie sich also vorher ganz genau, was Sie sich vom Lesen erwarten. Hier ein paar Beispiel von Leseerwartungen:
- möchten Sie ein Thema vertiefen?
- möchten Sie mehr zu einem völlig neuen Thema erfahren?
- müssen Sie für jemand anderen recherchieren?
- brauchen Sie ganz bestimmte Informationen, um eine ganz bestimmte Frage zu beantworten?
Wenn Sie Ihre Leseerwartung kennen, können Sie besser entscheiden, wie Sie sich einem Text nähern wollen. Je genauer Ihre Erwartung ist, desto weniger leere Kilometer wollen Sie beim Lesen machen. Also ist es sinnvoll, den Text zu überfliegen.
Je offener Sie sind, desto weniger kann ein Text sie enttäuschen. In diesem Fall lohnt sich ein Querlesen, um festzustellen, ob Ihnen der Schreibstil zusagt. Vielleicht ist er Ihnen zu trocken, zu banal, zu kompliziert…. Dann können Sie immer noch überlegen, ob es sich trotzdem lohnt dranzubleiben.
Am Ende sollten Sie kurz reflektieren, wie gut Ihre Leseerwartung erfüllt wurde. Wenn Sie diesen Ablauf ein paar Mal bewußt durchgehen, wird er Ihnen bald zur Routine. Sie werden lernen, schneller und treffsicherer zu entscheiden.
Trauen Sie Ihren Kriterien und lesen Sie nicht, was dem ersten Überblick nicht standhält. Sie sparen Zeit für lohnenswertere Lektüre!
Über den Autor Göran Askeljung
Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING
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