Multitasker bleiben unter ihren Möglichkeiten

Sind Sie ein Multitasker? Was machen Sie alles gleichzeitig? E-Mails lesen und telefonieren? E-Mails schreiben und eingehende E-Mails lesen? Eine Besprechung vorbereiten und Ihr Xing-Konto checken? Multitasking

Tja, selbst wenn Sie jetzt bei dem einen oder anderen genickt haben, in Wirklichkeit tun Sie nichts davon gleichzeitig. Was wir gemeinhin für Multitasking halten, ist eine Illusion. Es geht schlicht nicht, zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Unser Gehirn – so großartig es auch ist – kann das nicht leisten. Mit zwei Ausnahmen:

  • eine der Aufgaben läuft völlig automatisch ab. Also, wir können atmen und lesen, gehen und uns unterhalten (wobei wir z.B. im Straßenverkehr da schon an unsere Grenzen kommen).
  • für die Aufgaben sind unterschiedliche Gehirnaktivitäten gefordert: z.B. Kochen und ein Hörspiel hören; etwas schreiben und klassische Musik hören. Hören wir Musik mit Text, ist es schon nicht mehr möglich, gleichzeitig einen Brief zu schreiben.

Ich finde das eigentlich eine ganz entspannende Nachricht. Niemand muss so tun, als wäre er oder sie brilliant darin, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu jonglieren. Statt dessen kann man sich gelassen einer Aufgabe nach der anderen zuwenden. Multitasking

Es gibt kein Talent zum Multitasking

Vielleicht schütteln Sie jetzt den Kopf und führen sich vor Augen, was Sie gerade erst in der letzten Stunde alles zeitgleich gemacht haben. Vielleicht denken Sie auch, dass Sie Ihre Arbeit nur multitaskend bewältigen können. Aber wie bereits geschrieben: was wir für Multitasking halten ist gar nicht möglich (Ich würde mir wünschen, dass sich diese Erkenntnis unter denjenigen Autofahrern herumspricht, die sich ungern vom Straßenverkehr ablenken lassen, während sie mit ihrem Smartphone beschäftigt sind). Multitasking

Stop and go kostet Zeit

Was in Wirklichkeit passiert ist Folgendes: Sie unterbrechen die eine Tätigkeit und beginnen die andere, um auch die wieder zu unterbrechen und sich der vorherigen wieder zuzuwenden. Diese Unterbrechungen sind oft so kurz, dass wir sie nicht wahrnehmen. “Naja, dann kann das ja nicht so tragisch sein”, denken Sie jetzt vielleicht. Stimmt und stimmt nicht. Die Länge der Unterbrechung ist auch nicht das Problem. Das Problem ist die Zeit, die Sie brauchen um da wieder anzuknüpfen, wo Sie sich selbst unterbrochen haben. Es gibt Studien, die sprechen von einem zeitlichen Mehraufwand von 40%. Keine Zeitersparnis also. Leider. Wenn Sie sich jetzt noch überlegen, dass Sie sich das beim vermeintlichen Multitasken selbst einbrocken, kommen Sie bestimmt ins Grübeln.

Abgesehen von der Zeit, die für das wiederholte Eindenken nötig ist, passieren auch mehr Fehler, Aufgaben werden nicht vollständig ausgeführt und wichtige Details übersehen. Denn beim Multitasken geht es schlußendlich nur ums Abhaken. Sie denken beständig an die Aufgabe, der Sie sich gerade nicht widmen. Um diesen Störfaktor auszublenden, sind Sie bestrebt ihn schnellstmöglich loszuwerden. Auf der Strecke bleibt das tiefe Vordringen in die Aufgabe. Ohne das wiederrum gibt es keinen Wissenszuwachs und keinen Flow. Indem Sie die Kapazität Ihres Gehirns überlasten, arbeiten Sie unter Ihren Möglichkeiten.

Zudem laufen Sie Gefahr, wichtige von unwichtigen Aufgaben nicht mehr unterscheiden zu können. Multitasking

Fokussieren bringt mehr

Ungeteilte Aufmerksamkeit ist also der Weg zu mehr Produktivität und besseren Arbeitsergebnissen. Sie werden

  • weniger Zeit für die einzelnen Aufgaben benötigen
  • die Aufgabe vollständig beenden
  • nicht nur die Erledigung, sondern auch die Qualität im Fokus haben

Mit einer guten Arbeitsorganisation können Sie

  1. definieren, welche Aufgabe am Wichtigsten ist
  2. sich von Ablenkungen befreien
  3. mehr erledigen und das mit besserem Resultat
  4. Ihren Arbeitsalltag selbstbestimmt gestalten

Wenn Sie bisher ein Multitasker waren, werden Sie etwas Zeit brauchen, um dem Impuls nicht mehr nachzugeben. Vielleicht sind Sie auch unsicher, ob Sie wirklich genug erledigt haben. Dann empfehle ich Ihnen eine regelmäßige Wochenrückschau. So können Sie Vermutung und Tatsachen abgleichen.

Zum Abschluß wie immer meine Empfehlung: Ausprobieren und mindestens 2 Wochen dranbleiben. Multitasking

 

Göran Askeljung

Über den Autor Göran Askeljung

Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING