Auf dem Friedhof der Neujahrsvorsätze

So pünktlich wie ab August die Lebkuchen in den Supermärkten zu finden sind, so sicher tauchen ab Mitte Dezember die Fragen nach den Neujahrsvorsätzen auf. Mit den Klassikern wie “Rauchen aufhören” oder “mehr Sport machen” entlockt man niemandem mehr Interesse. Zu oft hat man nämlich schon erlebt, dass diese Vorsätze gerade mal bis Ende Januar halten. Danach schummeln sich die ersten Ausnahmen in den Alltag. Die Frustration und die Enttäuschung über einen selbst führen dann nahtlos in “ist ‘eh schon wurscht” und ruck-zuck ist das löbliche Vorhaben auf dem Friedhof der Vorsätze  Warum klappt es mit den Vorsätzen nicht? Und warum dann jedes Jahr wieder die gleiche Prozedur?

Respekt vor der eigenen Person

„Mein Ziel 2017 ist es ja, die Neujahrsvorsätze von 2016 zu erreichen, die ich mir 2015 gesetzt habe, weil ich mir 2014 vorgenommen habe, das zu erledigen, was ist 2013 geplant habe, weil ich es 2012 nicht geschafft habe, die Ziele von 2011 umzusetzen”. Das klingt nach einer ganz guten Zusammenfassung und illustriert gut, welche innere Einstellung hinter den meisten Neujahrsvorsätzen steckt: es fehlt des Respekt vor der eigenen Person. Würden Sie Ihre Chefin oder Ihren Auftraggeber derart hinhalten und mit Ausreden vertrösten? Nein, das würden Sie nicht.

Damit Sie sich und Ihre Neujahrsvorsätze ernst genug nehmen, finden Sie heraus, ob Ihr Vorhaben wirklich Ihrem eigenen Bedürfnis entspringt. Wollen Sie damit nämlich eine Erwartung von außen erfüllen, wird es sehr schwer werden dran zu bleiben. Außer, Sie finden heraus, welchen Vorteil Sie davon haben.

Sie möchten z.B. das Rauchen aufgeben, weil Ihr Partner Nichtraucher ist. Wenn Sie ein sehr disziplinierter und prinzipientreuer Mensch sind, wird Ihnen der Wunsch Ihres Partner vielleicht als Anreiz ausreichen. Ansonsten sollten Sie sich überlegen, was Sie ganz persönlich davon haben, wenn Sie ein Leben als Nichtraucher beginnen wollen. “Es ist gut für meine Gesundheit” wird nicht als Grund reichen. Das ist zu schwammig formuliert. Außerdem werden Sie Erfolge brauchen, die auch schon kurzfristig spürbar sind. Das wäre z.B. “ich spare jeden Tag Geld”.  Auch dieses Argument wird Sie nur dann motivieren, wenn es für Sie persönlich wichtig ist, Geld zu sparen.

Also: nehmen Sie sich die Zeit und finden Sie heraus, warum Sie ein bestimmtes Vorhaben umsetzen wollen.

Sie sind sich Ihrer Sache jetzt sicher? Dann heißt es jetzt, Ihren Vorsatz so zu formulieren, dass Sie ohne Schlupflöcher und mit einem motivierenden inneren Bild starten können.

Formulieren Sie SMART

Wie Sie ein Vorhaben formulieren, macht einen enormen Unterschied in der eigenen Wahrnehmung. Die SMART-Formel ist eine sehr probate Methode, damit Sie dran bleiben. Vor allem wenn Sie bisher schon einige Vorsätze begraben haben, lohnt es sich beim nächsten Mal planvoller vorzugehen.

S – für spezifisch

Vorsätze werden oft schon in dem Moment begraben, in dem sie formuliert werden. “Ich will mehr Sport machen” ist viel zu unspezifisch. Was heißt mehr Sport? Für jemanden der gar keinen Sport macht, wäre das ja schon eine Minute täglich. Und welcher Sport soll denn ausgeübt werden? Die bessere Formulierung ist “Ich will Laufen gehen”.

M – für messbar

Ohne die Möglichkeit zu messen, öffnen Sie sich tausende Schlupflöcher. Sie können nicht nachvollziehen, ob Sie Ihrem Ziel näherkommen oder an der Umsetzung Ihres Vorhabens dranbleiben. In unserem Bespiel könnte die Formulierung “Ich möchte 30 Minuten ohne Pause durchlaufen können” lauten.

A – für attraktiv

Ein Vorsatz oder ein Ziel, von dem Sie nichts haben wird Sie nicht zum Dranbleiben motivieren. Den Vorteil – also warum Sie ein Ziel verfolgen wollen – haben Sie ja vorhin schon herausgefunden. Jetzt müssen Sie ihn auch noch entsprechend formulieren. “Ich möchte 30 Minuten ohne Pause durchlaufen, weil ich mehr Energie haben möchte.”

In anderen Modellen steht A auch für ‘anspruchsvoll’ oder ‘aktiv’. Mir gefällt ‘attraktiv’ am besten, weil es nochmal auf den Punkt bringt, warum wir ein Ziel verfolgen wollen.

R – für reatlistisch

Ein Ziel darf ruhig auch anspruchsvoll sein, es muss aber realistisch sein. Sie dürfen ruhig ambitioniert sein, aber seien Sie auch freundlich zu sich. Wieviel Zeit können Sie aufbringen, um Ihrem Ziel näherzu kommen? “Ich möchte 30 Minuten ohne Pause durchlaufen können, weil ich mehr Energie haben möchte. Dafür kann ich mir zweimal die Woche Zeit nehmen.

T – für terminierbar

Ein Ziel ohne Termin ist kein Ziel, sondern ein Wunsch. Und ein Wunsch unterscheidet sich von einem Ziel, indem er für Sie unkontrollierbar ist. Sie können also nichts oder nicht viel dafür tun, dass er in Erfüllung geht. Setzen Sie sich also einen Zeitpunkt, an die Sie Ihr Ziel erreicht haben wollen. “Ich möchte in 3 Monaten 30 Minuten ohne Pause durchlaufen können, weil ich mehr Energie haben möchte. Dafür kann ich mir zweimal die Woche Zeit nehmen.”

Sie werden sehen, wie viel motivierender ein derart konkret formulierter Vorsatz ist.

Und falls Sie noch auf der Suche nach einem Neujahrsvorsatz sind – hier können Sie fündig werden.

Haben Sie Schwierigkeiten mit der Formulierung? Schreiben Sie mir! Ich helfe Ihnen, Ihren Wunsch zu einem Ziel zu machen.

Göran Askeljung

Über den Autor Göran Askeljung

Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING