Stress lass bloß nicht nach Positiver Stress
Stress an sich gibt es eigentlich gar nicht. Es gibt entweder Distress (griech. “dys” = schlecht) oder Eustress (griech “eu” = gut, richtig, leicht). Distress ist der Stress, den wir als unangenehm empfinden. Der uns nervös und aggressiv werden lässt. Manchmal haben wir das Gefühl, wir sind nicht mehr wir selbst. Irgendetwas steuert uns und wir können nur hinterher hecheln. Unter Distress denkt und entscheidet es sich schlecht. Unser Reptiliengehirn kennt dann nur zwei Wege: Flucht oder Kampf. Logisch, dass wir versuchen Distress so gründlich wie möglich aus dem Weg zu gehen. Positiver Stress
Eustress hingegen wirkt beflügelnd und kann uns auch durch schwierige und mühevolle Aufgaben tragen. Wir bleiben dran und stellen unser Ziel nicht in Frage. Positiver Stress steigert unsere Konzentration, unsere Wahrnehmung und unsere Leistungsfähigkeit. Wir wachsen über uns hinaus. Auch dann denken wir manchmal “wer ist diese Person, die so hartnäckig und kreativ ist?” Aber die Person, die wir da plötzlich kennenlernen, die mögen und schätzen wir sehr.
Eustress hilft uns beim Wachsen, eben weil er uns die Energie gibt, Schwierigkeiten zu meistern und uns die besten Einfälle beschert. Positiver Stress
Was schon allein das Wort auslöst
Ich möchte Sie jetzt bitten, sich einen Stift zu nehmen und einfach mal “positiver Stress” auf eine Blatt Papier zu schreiben.
Fertig? Positiver Stress
Wenn es Ihnen so geht wir mir, dann verspüren Sie beim Schreiben einen leichten Widerstand. Die Wörter “positiv” und “Stress” wollen in meinem Denkkonzept nicht so recht zusammenpassen. Und das obwohl ich das Wort “Stress” nie – wirklich nie – für mich verwende. Ich sage lieber “ich habe gerade viel zu tun”. Natürlich empfinde auch ich die körperlichen Symptome, wenn ich gerade nicht weiß, wo ich zuerst anpacken soll. Aber ich mag das Wort und seine Wirkung nicht. Vielleicht, weil andere immer soviel davon haben. Das Seufzen, das Augenverdrehen, die Abwehrhaltung – wer “Stress” ausspricht, der setzt damit eine ganze Kette an Reaktionen in Gang. Wie ich finde oft leichtfertig und vorschnell.
Aber zurück zum Widerstand. Selbst ich also verspüre ihn, weil das Konzept von Distress so weit verbreitet ist, dass auch ich ihm nicht auskomme. Da kann ich ihn durch meine Wortwahl noch so sehr versuchen auf Abstand zu halten.
Weil wir Konzepte, die wir einmal erlernt haben auch wieder umlernen können (schließlich sind wir ja lernfähig und -willig), können wir uns entscheiden, wie wir anstrengenden, herausfordernden Situationen begegnen. Mit einem dicken “Dis” im Kopf oder einem “Eu”. Positiver Stress
Behindernde Konzepte können wir verlernen
Die großartige Vera F. Birkenbihl hat sogar ein Buch mit dem Titel “Freude durch Stress” geschrieben. Ist das nicht ein fantastischer Gedanke? Wir können Stress zu unserem Freund machen, ihn als Unterstützer in unser inneres Team einladen? Wir müssen uns nicht mehr wie ein gelähmtes Kaninchen entweder tot stellen, oder wie ein Wolf in aggressive Kampfhaltung gehen.
Wenn Sie sich in Ihrem Arbeitsfeld umschauen, werden Sie sehen, wie verschieden Menschen mit erhöhter Arbeitsbelastung oder herausfordernden Aufgaben umgehen. Es ist also eine Sache der Einstellung.
Damit keine Mißverständniss auftreten: Sie sollen sich nicht so lange selbst manipulieren, bis Sie jede Aufgabe mit dem Gedanken “Toll, noch mehr Eustress” übernehmen. Es geht einfach darum, die innere Einstellung zu unseren alltäglichen Aufgaben erstmal zu überprüfen. Kritisch zu überprüfen.
“Was soll denn daran einfach sein?”, denken Sie vielleicht. Recht haben Sie! Es ist eine der schwierigsten Dinge für uns, gelernte und vermeintliche bewährte Denkkonzepte zu hinterfragen und – die Königsklasse – zu verändern. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die kontinuierlich an sich arbeiten, dann wissen Sie das. Sie haben aber vielleicht auch schon erfahren, dass es möglich ist.
“Ich möchte anhand einer persönlichen Erfahrung schildern, wie befreiend es ist, welche Möglichkeiten sich plötzlich auftun und wie das Leben plötzlich leichter wird. Einfach nur, weil man einen bestimmten Gedanken nicht mehr denkt. Ich war über Jahre enorm schlaffixiert. Mein Gedanke war “ich schaffe den nächsten Tag nicht, wenn ich nicht mindestens 7 Stunden schlafe”. Ein anderer Gedanke war “ich bin nur ausgeschlafen und fit, wenn ich von selbst aufwache.” Nun, mit zwei schulpflichtigen Kindern passiert das maximal am Wochenende. Den Rest der Woche habe ich also mit dem Gedanken “ich bin nicht ausgeschlafen” verbracht. Was für ein Korsett. Irgendwann wurde mir klar, wie sehr mich dieser Gedanke behindert. Ich habe beschlossen, ihn nicht mehr zu denken. Es ist für mich immer noch ein kleines Wunder, wie viel besser und freudiger ich mich jetzt meinen Aufgaben widmen kann.” – Katrin Miseré
Distress von Eustress zu unterscheiden
Wenn Sie offen dafür sind, Ihre Einstellung zu hinterfragen, beginnen Sie aus der Opferrolle zu treten. Jetzt wird es Ihnen möglich sein, Distress von Eustress zu unterscheiden und dem Distress aktiv zu begegnen. Sie sehen – auch hier steht am Anfang die Überprüfung Ihrer Einstellung.
Ein wichtiger Teil auf dem Weg dorthin ist, herauszufinden, woher das Gefühl des Kontrollverlustes kommt. Denn hier liegt die Ursache für Distress. Am Ende finden Sie vielleicht heraus, dass Sie mehr Kontrolle haben als Sie denken. Oder nicht soviel Kontrolle brauchen, wie Sie glauben. Oder Sie finden einen Weg, wie Sie mehr Kontrolle über Ihren Arbeitsalltag bekommen.
Ein Leben völlig ohne Stress werden Sie vielleicht gar nicht mehr wollen, wenn sie diesen Artikel gelesen haben. Positiver Stress
Über den Autor Göran Askeljung
Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING
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