Offensichtlich fällt es Führungskräften schwer, ihrem Eheleben einen angemessenen Platz im Leben einzuräumen. Maßnahmen, die dazu dienen können, die Liebe zu vertiefen und das Vertrauen ineinander zu stärken, wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Oft werden erst panische Rettungsmaßnahmen unternommen, wenn das Kind schon lange im Brunnen liegt.
Der größte Fehler, den High Potentials in ihrer Lebensplanung begehen, ist die Ignoranz der Notwendigkeit von strategischer Beziehungsarbeit. Für Finanzen, Karriere, manchmal sogar für die Gründung einer Familie werden Pläne geschmiedet. Für eine Ehe, die ein Leben lang halten soll, wird bei weitem nicht so viel Vorsorge getroffen. Finanz- und Karrierevorhaben werden langfristig überlegt und zielorientiert durchgeführt. Für die zentrale Lebensbeziehung aber gibt es im Hinterkopf meist nur ein vages Modell.
Da die meisten von uns (Männer) lieber selbst den Ton angeben, anstatt dass sie sich führen lassen, kommt ihnen auch die Hauptverantwortung zu, ein Gespräch über langfristige Ehe-Ziele zu initiieren. Es wird fast in allen Partnerschaften versäumt, rechtzeitig über gemeinsame Partnerschaftsziele zu diskutieren, geschweige denn, dass Männer ihre Partnerinnen damit überraschen, einmal ein Wochenende in Klausur zu gehen, um die gemeinsame Lebensliebesplanung durchzugehen.
Wie andere langfristige Projekte, die eine vitale Bedeutung haben, lohnt es sich, Zeit und Aufmerksamkeit in die Beziehung zu investieren, die die meisten in Paarbeziehungen lebenden Menschen zumindest am Anfang als Quelle von Kraft, Geborgenheit, Inspiration und Sicherheit beschreiben.
Die Planung der Lebensliebe könnte aussehen wie folgt: Stellen Sie sich vor, dass Sie das Unternehmen Ehe/Partnerschaft aus verschiedenen Flughöhen betrachten. Es gibt die Landebahn und dann verschiedenen Höhen aus denen man unterschiedlich weit schauen kann. Je höher desto größer der Überblick. Je niedriger, desto detailgenauer.
1 – Aufgaben: Auf der Ebene der Start-/Landebahn befinden sich die alltäglichen Verrichtungen. Das ist das morgendliche Brötchenholen, die Beantwortung von Emails oder das Betanken des Autos. Hunderte solcher kleinen Details setzen einen Tag zusammen.
2 – Projekte: Auf der Höhe von 2000 m bekommen wir einen Blick auf die kurzfristig laufenden Vorhaben: einen Klavierlehrer für die Kinder finden, das Reiseziel für den nächsten Urlaub bestimmen, ein Sofa im Möbelhaus aussuchen.
3 – Bereiche: Auf der doppelten Höhe setzen sich die Einzelprojekte zu Zuständigkeitsbereichen zusammen. Hier werden Schwerpunkte sichtbar, die einer von beiden Partnern für sich ausgewählt hat und in denen der andere wenigen Verantwortung übernimmt. Diese Aufteilung geschieht mal nach Absprache, mal aus Gewohnheit, mal aus Zufall. Solche Bereiche können die Zuständigkeit für das Auto, die Schulbildung der Kinder, die Familienfinanzen, die Versorgung mit Lebensmitteln oder Reparaturen im Haus sein.
Auf der Ebene der Bereiche endet gewöhnlicher Weise die gezielte gemeinsame Planung. Es lohnt sich aber von Zeit zu Zeit weiter aufzusteigen, um weitaus größere Zusammenhänge in den Blick zu bekommen.
4 – Mittelfristige Ziele: Auf 6000 m Flughöhe schauen Sie ein zwei bis drei Jahre in die Zukunft und bestimmen damit zum ersten Mal die Flugrichtung. Viele Paare und Familien folgen hier dem von den Bausparkassen vorgegebenen Zielen. Mein Haus, mein Boot, mein Auto. Aber was ist mit Ihren Zielen als Paar? Was wollen Sie gemeinsam erleben? Welche Aktivitäten zur Freude miteinander planen Sie? Was wollen Sie gemeinsam erleben, verschenken, kaufen, sehen, lernen?
5 – Längerfristige Ziele: Bald sind wir auf echter Reiseflughöhe. Bei 8000 m schauen Sie möglicherweise schon über das Ende der Kindererziehungszeit hinaus. Oder Sie planen in 5-10 Jahren gleichzeitig ein Sabbats Jahr einzulegen – eine große Inspiration zur Neuorientierung für die nächste Lebensphase. Vielleicht kommt hier der Bau eines Hauses für das gemeinsame Alter in den Blick oder nochmal ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt?! Solche großen Projekte sind nur umsetzbar, wenn man sie sich zeitig genug klarmacht und die Weichen dafür stellt.
6 – Lebensweg: Wenn Sie auf 10.000 m Flughöhe angelangt sind und ihren gesamte Lebensweg vor sich sehen, sind ihnen ein volles Email-Postfach oder die Notwendigkeit neuen Kaffee zu kaufen erst einmal egal. Hier richten Sie sich aus, auf das, was wirklich wichtig ist in Ihrem Leben, wie ZB:
Warum führe ich eine Partnerschaft? Was soll sie in mein Leben bringen? Was will ich zum Leben meiner Frau/meines Mannes beitragen? Haben Sie eine Idee, wie Sie Ihre Partnerschaft lebendig erhalten, wenn es nur noch um Sie beide geht? Was will ich als Mann/Frau dazu beitragen, dass es einen Tanz der Geschlechter statt eines Kampfes gibt?
Haben Sie eine Vorstellung davon, welchen Grund Sie sich geben könnten, als Mann und Frau zusammen alt zu werden? Gibt es irgendetwas, dass Sie auf jeden Fall mit diesem Menschen teilen wollen? Was ist Liebe und wie lässt man sie in sich und im Anderen weiterwachsen?
Dies sind schwierige Fragen, die man nicht zwischen zwei Notwendigkeiten beantwortet. Man braucht Zeit, Muße und einen starken Willen. Nur mit Willensstärke schaffen Sie es, sich gegen die Ablenkungen abzuschotten, die Sie immer wieder auf die Landebahn herunter zerren. Aber wenn Sie Ihre Lebensliebe von oben her organisieren, ausgerichtet auf Ihre gemeinsamen wichtigsten Wünsche, gemeinsame Werte und darauf, welche Bedeutung Ihre Liebe für die Welt haben soll, dann werden all die unteren Ebenen daran ausgerichtet und atmen den Geist des großen Ganzen.
Über den Autor Göran Askeljung
Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING
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